Am 27. Juni 1743 besiegte die englische Armee die Franzosen in der Schlacht bei Dettingen am Main. Es war eine der zahlreichen Auseinandersetzungen im Zuge des Erbfolgekriegs zwischen Preußen und Österreich, der seine Spuren in ganz Europa hinterließ. Während der preußische König Friedrich II. Frankreich als Bündnispartner gewonnen hatte, kämpfte England auf Seiten des Hauses Habsburg und unterstützte die Ansprüche Maria Theresias auf die Thronfolge.
Zwanzig Tage später, am 17. Juli 1743, begann Händel mit der Komposition des ›Dettinger Te Deums‹. Das Te Deum (der ›ambrosianische Lobgesang‹) galt traditionsgemäß als die einzig angemessene Art, die Rückkehr eines Herrschers aus der Schlacht zu feiern.
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Schrieb Händel das Werk aus eigenem Antrieb? War es eine Auftragsarbeit? Die Quellen geben hierüber keinen Aufschluss. Eine offizielle Siegesfeier in St. Paul’s mit entsprechendem Pomp und Zeremoniell, bei der Händels Musik hätte erklingen können gab es jedenfalls nicht. Die Uraufführung fand dann in vergleichsweise bescheidenem Rahmen (aber in Anwesenheit des gesamten Hofes) am 26. September 1743 in der Königlichen Kapelle von St. James statt.
Die Begeisterung über das Werk war nahezu einstimmig. Nur der Musikgelehrte Charles Burney, der Händel ansonsten sehr zugetan war, bezeichnete den würdevoll-zeremoniellen Gestus der Musik verächtlich als »des Meisters großen Wauwaustil«. Immerhin: nachdem Händel schon dreißig Jahre zuvor mit seinem ›Utrechter Te Deum‹ das traditionelle Purcell’sche ›St. Caecilia Te Deum‹ als offizielle Festmusik abgelöst hatte, etablierte sich nun das ›Dettinger Te Deum‹ als die Große Zeremonialmusik des englischen Hofes. Händel konnte diesen künstlerischen Erfolg gut gebrauchen. Nachdem er mit seinen diversen Opernunternehmungen letztlich gescheitert war und auch die beiden Oratorien ›Samson‹ und ›Messias‹ beim Londoner Publikum keinen sonderlichen Widerhall gefunden hatten, war man nun wieder auf ihn aufmerksam geworden.
Die kirchenmusikalischen Kompositionen hingegen nehmen in Händels Werk, was Zahl und Umfang angeht, eine vergleichsweise untergeordnete Stellung ein. Neben den Anthems (nicht-liturgischen Psalm-Kantaten) ragt hier vor allem die Gruppe der fünf Te Deum-Vertonungen heraus. Das ›Utrechter Te Deum‹ von 1713 war Händels erste Komposition in englischer Sprache. Es folgten in den nächsten Jahren drei kleinere Werke und schließlich, 1743, das ›Dettinger Te Deum‹. Dieses nun ist monumentaler, ausgedehnter und klanglich mannigfaltiger als die früheren Werke. In extrovertierter, nach außen gewandter Geste gibt es sich betont repräsentativ. Mit Fanfarenklängen, mit Pauken und Trompeten wird das Werk eröffnet; dem Charakter des Ereignisses angemessen wechseln festliche Jubelchöre und erhabene Solopartien einander ab.
Die Ähnlichkeiten zum ›Messias‹ sind – vor allem in den Chorsätzen – kaum zu überhören, darüber hinaus aber hat der Händel-Forscher Friedrich Chrysander schon Ende des letzten Jahrhunderts festgestellt, dass Händel sich auch recht freigiebig einer älteren Te Deum-Vertonung des Komponisten Francesco Antonio Urio bedient hat, wie ihm später auch wieder das eigene ›Dettinger Te Deum‹ als musikalischer Steinbuch für sein Oratorium ›Joseph und seine Brüder‹ diente.