Edward Elgar: The Dream of Gerontius

Plakat Elgar 2015

Edward Elgars voluminös besetztes Oratorium ›The Dream of Gerontius‹ zählt zu den wichtigsten Werken des englischen Komponisten und genießt insbesondere in seiner Heimat große Popularität. Kardinal John Henry Newmans Gedicht beschreibt in einer Folge lyrischer und dramatischer Episoden den Weg einer Seele nach Verlassen des toten Körpers. Gemäß den Lehren der katholischen Kirche (Elgar war Katholik) gelangt sie durch verschiedene Regionen des Jenseits, geleitet von einem Schutzengel, um zuletzt die Herrlichkeit Gottes zu schauen.

Das Oratorium ist zweiteilig angelegt: Der erste Teil schildert die Todesstunde eines alternden Menschen. Nach einem ausgedehnteren Instrumental­vorspiel drückt Gerontius (verkörpert durch den Solotenor) seinen Seelen­zustand auf dem Sterbelager durch Gebete aus. Umgeben ist er von seinen Freunden, die ein Kyrie anstimmen und für die Errettung seiner Seele beten. Unterstützt werden sie von einem Priester (Bass), der feierlich den letzten Segen spendet. Im zweiten Teil trifft die Seele des Verstorbenen zunächst auf ihren Schutzengel (Mezzosopran). Vorbei an Dämonen, die um die Seelen der Toten kämpfen und der sie rettenden Engel begegnet sie auch den klagenden Seelen im Fegefeuer. Zuletzt gelangt die Seele des Gerontius in die Gegenwart Gottes, wird nach Fürsprache des Todesengels (Bass) in einem einzigen Moment gerichtet und nach der Reinigung im Fegefeuer unter die Gerechten aufgenommen.

Elgar
Edward Elgar

Ein Charakteristikum des Werks ist die Durchkomposition, ein Verfahren, das ebenso auf Richard Wagner verweist wie die Verwendung von Leitmotiven. Das Orchester wird in expressiver Weise als gleichberechtigter Partner des Chores eingesetzt. Die Uraufführung von ›The Dream of Gerontius‹ fand am 3. Oktober 1900 beim ›Birmingham Triennial Music Festival‹ statt. Julius Buths, Direktor des Niederrheinischen Musikfests, verfertigte eine deutsche Übersetzung, und in dieser Form wurde das Werk erfolgreich am 19. Dezember 1901 in Düsseldorf in Anwesenheit des Komponisten aufgeführt. Danach etablierte es sich insbesondere in Großbritannien dauerhaft im Repertoire.