Nach 20-stündiger Zugfahrt kamen wir gespannt und erwartungsvoll am Samstagabend, den 21. Oktober, in Florenz an. Unser Quartier bezogen wir im Kloster S. Elisabetta, einem idyllisch gelegenen alten Palazzo, wo wir von den Schwestern mit rührender Gastfreundschaft aufgenommen wurden.
Für unseren ersten Tag in Florenz stand die musikalische Gestaltung gleich dreier Messgottesdienste auf dem Programm, für die wir eine vollständige Messvertonung Pierluigi da Palestrinas vorbereitet hatten. Wir eröffneten den Tag mit einem ökumenischen Gottesdienst den der aus Bremerhaven stammende Pastor der deutschen evangelischen Gemeinde, Henning Goeden, und ein katholischer Kollege gemeinsam hielten. Eine weitere Messe folgte zur Mittagszeit in San Miniato al Monte, einer oberhalb der Stadt gelegenen Kirche, von der aus sich uns bei strahlendem Sonnenschein ein grandioser Blick über Florenz bot. Die fast tausendjährigen filigranen Marmormosaiken vermittelten uns einen ersten Eindruck von den Kunstschätzen der Stadt, die sich uns im Laufe der Woche noch erschließen sollten. Die Abendmesse gestalteten wir in St. Croce, einer der bedeutenden Kirchen in der Altstadt.
Nachdem wir bereits einige Sehenswürdigkeiten längs des Weges wahrgenommen hatten, gab uns am kommenden Tag eine aus Hamburg stammende Kunsthistorikerin kenntnisreich und mit charmantem Witz Einblick in die Florentiner Geschichte und Kultur. Am gleichen Abend sangen wir vor einer dankbaren Zuhörerschaft unser erstes Konzert in der von Brunelleschi erbauten Renaissance-Kirche St. Lorenzo. Mit Staunen erlebten wir, wie sehr sich die Musik, die uns durch viele Proben wohlvertraut war, allein durch die Akkustik des Raumes verwandelte. Eine für mehrere Sekunden tragende Resonanz ließ uns als kleine 22-köpfige Schar, die monumentale Kirche volltönend zum Klingen zu bringen. Der Eindruck, Werke zu musizieren, die für einen derartigen Kirchenraum komponiert wurden, wurde durch den edlen Klang der historischen Orgel aus dem 17. Jahrhundert noch vervollständigt, die unseren Organisten, Folker Froebe und Eva Schad, erstmals eine authentische Wiedergabe der altitalienischen Orgelmusik, die das Chorprogramm ergänzte, ermöglichte. Der Abend geriet für uns zu einem Höhepunkt der Reise. Das zweite Konzert gaben wir in der gut besuchten deutschen evangelischen Kirche, wo wir anschließend zum typischen Vin Santo und zu süßen Cantucci geladen wurden.
Am letzten Abend schließlich verabredeten wir uns zur Straßenmusik, um Teile unseres Konzertprogramms auf der Piazza Della Signoria, in den Arkaden der Uffizien und vor begeisterter Zuhörerschar auf der Ponte Vecchio zu singen.
Trotz Zugverspätung und Umwegstrecke auf dem Heimweg erreichten wir gerade noch rechtzeitig Hannover, um im Abschlussgottesdienst der EXPO im Christlichen Pavillon zu singen. Unseren EXPO-Besuch beschlossen wir mit einem Konzert in der Neustädter Hofkirche. Auf dem letzten Stück unseres Weges bis Bremerhaven schwirrten uns noch die wundervollen Fresken bedeutender Maler und die Skulpturen bekannter Bildhauer sowie der Anblick jener für die Toskana so typischen Olivenhaine und Säulenzypressen in der hügeligen Landschaft im Kopf herum.