Erzgebirge 2023

Chorreise der Bremerhavener Stadtkantorei 2023

Nach fünf Jahren war es endlich wieder so weit: 77 Teilnehmende machten sich am 8. Juli in zwei Bussen auf zur Chorreise ins Erzgebirge. Das 60-jährige Jubiläum der Kantorei sollte auch auf diese Weise zelebriert werden. Die Sonne lachte, und das erste Reiseziel, die Heilig Kreuz Kirche in Leipzig Neustadt, erwartete uns als Freundin einer alten Partnerschaft. Endlich konnte die Kantorei ihr Repertoire zur Aufführung bringen.

Nach der langen Anfahrt und dem ersten Konzert freuten sich unsere knurrende Mägen über Grillgut und mitgebrachte Salate. Das Team der Heilig Kreuz Kirche sorgte für schattigen Sitzkomfort auf dem Kirchhof. Wer als Mitglied der Christuskirche Bremerhaven unter uns Gästen war, fühlte sich wie Zuhause. Die vertraute Kirche, vertraute Gesichter und Freunde, die auch schon häufig in der Christuskirche zu Gast waren. Ein Abend der Begegnung. Ein Abend der Erinnerungen und des Miteinanders von Ost und West. Die Tage, die folgten, führten die Kantorei durch eine Terra Incognita; denn die Städte im fernen Osten Deutschlands waren lange Zeit nur ›böhmische Dörfer‹. Um so faszinierender, nun auch das Erzgebirge, die Kinderstube der Schwibbögen und der Weihnachtspyramiden in Seiffen bestaunen zu dürfen. Wie lange man sich durch Berge und Täler hindurchschlängeln konnte, da staunten nicht nur die Busfahrer. Das Auge wurde reichlich beeindruckt.

In der Holzschnitzmanufaktur Köhler konnten wir den Frauen und Männern beim Drechseln über die Schulter schauen. Zum Dank für ihre offene Werktür brachte die Kantorei der Belegschaft ein Ständchen dar. Die Sonne lachte. Begegnung mit einem Handwerk und geschulten Händen. Mittlerweile hatten wir in der Nikolaikirche in Leipzig, Mutterkirche der Heilig Kreuz Kirche, den Gottesdienst mit unserer Musik ausgestaltet. In ihr befanden wir uns am Brennpunkt unserer deutsch-deutschen Geschichte; denn genau von hier aus brachen sich die Montagsdemonstrationen Bahn in die lang ersehnte Freiheit.

In dem beschaulichen Örtchen Schmiedeberg hatten wir unser Hauptquartier. Die Familienferienstätte bot der Kantorei alles, was singende Menschen so brauchen: ein bequemes Bett, ein knuspriges Frühstück, einen betörenden Ausblick, gute Luft und die Weißeritztalbahn. Von hier aus starteten die täglichen Busfahrten zu den Konzertorten Pirna, Freiberg und Annaberg. Während fast alle Tage mit reichlich Musik gespickt waren, konnten wir am Dienstag stundenlang die Sehenswürdigkeiten Dresdens abschreiten. Begegnungen mit Schloss, Galerien, Museen, Sammlungen und Kirchen waren möglich. Man begegnete zudem Menschen aus aller Welt. Die Sonne lachte. Die Herzen erst, als es am Abend im Sophienkeller zünftig zu Tisch ging.

Hoch hinauf zur Festung Königstein brachten uns die Busse am Donnerstag. Welch weiter und schöner Blick sich bot über den Sommer der sächsischen Schweiz, das Elbsandsteingebirge! Die Sonne lachte. Die Schifffahrt am Nachmittag auf der Elbe fiel nicht ins Wasser, obwohl der Wasserstand extrem niedrig. Perspektivwechsel vom Schiff aus. Die Sonne brannte. Dann ward Abend in Pirna: nach einem schönen und gut besuchten Konzert im Rahmen der Pirnaer Abendmusiken in der Marienkirche kehrte der Chor erschöpft, aber glücklich zurück.

Der Freitag gehörte der Stadt Freiberg. Wie einst das Leben unter Tage, wie mühsam, gefährlich und kläglich, davon berichtete die Stadtführung. Und wo all die protestantischen Herrscher Sachsens bestattet wurden, das konnte die Grabkapelle des imposanten Doms erzählen. Von seiner Empore aus würden wir am Sonntag den Gottesdienst mitgestalten und natürlich den Sound der berühmten Silbermannorgel mit ins Reisegepäck nehmen; denn die Rückreise stand kurz bevor.

So klang sie denn aus, die Chorreise 2023. Nach unserem Abschlusskonzert in dem Bergbaustädtchen Annaberg, in der Kirche St. Annen, verwöhnte uns am letzten Abend kurz vor Sonnenuntergang das Team des Martin-Luther-King Hauses mit einem opulenten Grillbüffet. Der letzte Abend, Zeit des Dankes und der Wertschätzung. Diesmal kamen selbst getextete Verse zur Aufführung. Dem Ehepaar Monika und Dieter Janus, das die Reise akribisch vorbereitet und begleitet hatte, und natürlich unserer Kreiskantorin, Eva Schad, gilt unser aller Dank. Die Chorreise war eine gesegnete, sonnige Zeit und behütete Zeit. Sie bot so wichtigen Raum für Begegnungen, Gelegenheiten zum Austausch und zum Kennenlernen. Ob unterwegs im Bus, bei den Mahlzeiten oder abends beim Kaltgetränk: wir sind einander nähergekommen, einigen sogar zum ersten Mal.

Das große WIR kann sich sehen und hören lassen. In dieser Dynamik mag sie weiter schwingen, unsere Musik: immer im Werden, vor allem aber als eine Weise des Mitwirkens als Begnadete unseres Schöpfers. Denn »es gehört zur Größe der Gnade, dass sie unser Mitwirken will« (aus der Predigt im Freiberger Dom am 16.7.2023 von der katholischen Religionsphilosophin Prof. Dr. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz).

Gudrun Oldenettel-Büttner

Dieter Janus – die Hälfte des Organisationsteams

Eva Schad an der Eule-Orgel in Annaberg

Sophienkeller Dresden

Elbschifffahrt

Vor dem Portal des Freiberger Doms