1875 bis 1963
Seit der Erbauung der Christuskirche im Jahr 1875 haben insgesamt sieben Kirchenmusiker an der Christuskirche gewirkt:
Seit der Erbauung der Christuskirche im Jahr 1875 haben insgesamt sieben Kirchenmusiker an der Christuskirche gewirkt:
1875 – 1893 | Lehrer Brinkmann |
1893 – 1944 | Johann Martin Rademacher (1863 – 1944) |
1944 – 1946 | August Rademacher |
1946 – 1954 | Kantor Erich Knorr |
1954 – 1992 | |
1992 – 1995 | Kreiskantor Carsten Klomp (geb. 1965) |
seit 1995 | Kreiskantorin Eva Schad (geb. 1967) |
Über eine Chorarbeit der drei ersten Musiker an der Christuskirche, Lehrer Brinkmann, Johann Martin Rademacher und August Rademacher, ist nichts bekannt. Johann Martin Rademacher muss jedoch ein fähiger Organist gewesen sein. So weiß Riemanns Musiklexikon in der 10. Auflage von 1922 zu berichten, er habe das gesamte Orgelschaffen Johann Sebastian Bachs den Liebhabern der Orgelmusik in Zyklen von 20 Abenden dargeboten.
Das Zentrum einer anspruchsvollen kirchenmusikalischen Chorarbeit war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht die Christuskirche, sondern die Dionysiuskirche in Lehe, wo zwischen 1925 und 1948 der ›Madrigalchor‹ unter der Leitung von Otto Last (dem Vater des langjährigen Kantors Otto-Ernst Last) unter anderem das Mozart-Requiem (1946), die Bach’sche Matthäuspassion (1947) und Haydns Schöpfung (1946/47) zu Gehör brachte. Der erste Kirchenmusiker an der Christuskirche, der die Amtsbezeichnung eines Kantors führte, war Erich Knorr. Über ihn schreibt Hans Linder in seiner Kleine[n] Musikgeschichte Bremerhavens (1959):
Knorr gründete in den späten 40er Jahren des 20. Jahrhunderts einen Chor für konzertante Kirchenmusik. Die ›Bach-Kantorei‹ scheint jedoch nur für kurze Zeit Bestand gehabt zu haben; jedenfalls kam es nur zu einer einzigen, nicht mehr datierbaren Aufführung des Bach’schen Weihnachtsoratoriums.
Sein Nachfolger als Kantor der Christuskirche schließlich, Friedrich Wandersleb, widmete die ersten Jahren seines Wirkens dem kirchenmusikalischen Gemeindeaufbau. Mit der Gründung eines Kinderchores legte er das Fundament für eine spätere Mitwirkung der von ihm ausgebildeten Kinder und Jugendlichen in dem von ihm neu belebten Kirchenchor und später auch in der Evangelischen Stadtkantorei. Über Wanderslebs Chorarbeit an der Christuskirche berichtet Hans Linder:
Oratorienkonzerte wurden in den 50er und frühen 60er Jahren durch die 1909 gegründete Bremerhavener Liedertafel bestritten. Unter der Leitung von GMD Hans Kindler führte der Chor unter anderem die Bach’sche Johannespassion (1951), das Mozart-Requiem (1955), den Messias (1958) und die Carmina Burana (1957) sowie Werke von Hans Pfitzner, Heinrich Kaminski und Johannes Drießler auf. Die Konzerte fanden zunächst in der Christuskirche, nach deren Wiederaufbau 1960 dann in der ›Großen Kirche‹ statt. Dem Fehlen eines kirchlichen Oratorienchores begegnete Friedrich Wandersleb mit der Gründung der Evangelischen Stadtkantorei Bremerhaven im Jahre 1963. Als ›Fachberater für Kirchenmusik der Kirchenkreise Bremerhaven und Wesermünde-Süd‹ (ab 1979 ›Kreiskantor des Kirchenkreises Bremerhaven‹) war Wandersleb der erste Kirchenmusiker an der Christuskirche mit übergemeindlichem Dienstauftrag. Dementsprechend verstand sich die Stadtkantorei von Anfang an als übergemeindlicher Chor für die ganze Stadt Bremerhaven, der nicht mit kleineren Gemeindechören konkurrieren, sondern interessierten Sängerinnen und Sängern aus verschiedenen Gemeinden die Möglichkeit geben sollte, Oratorien und große Kirchenmusik zu singen.
Zu den geschichtlich gewachsenen Kuriositäten des kirchlichen Lebens in Bremerhaven gehört der Umstand, dass einzig die Bürgermeister-Smidt-Gedächtniskirche (›Große Kirche‹) der unierten Bremer Landeskirche, alle übrigen Gemeinden jedoch der lutherischen Hannoverschen Landeskirche angehören. Ein Jahr nach der Gründung der Evangelischen Stadtkantorei Bremerhaven, 1964, rief Gerd Reinfeld, Kantor an St. Remberti in Bremen, an der ›Großen Kirche‹ den Bach-Chor als Oratorienchor der Bremer Landeskirche ins Leben. Seitdem bereichern beide Oratorienchöre das kulturelle Leben nicht nur Bremerhavens, sondern des gesamten Elbe-Weser-Dreiecks.
1992 ging Friedrich Wandersleb nach 38 Dienstjahren in den Ruhestand. Sein Nachfolger Carsten Klomp gründete 1994 den Bremerhavener Kammerchor und das Bremerhavener Kammerorchester. 1995 wechselte er nach Freiburg. Bald nach ihren Dienstantritt 1995 verwandelte die heutige Kreiskantorin Eva Schad diese zunächst nur projektweise probenden Gruppen in feste Ensembles und baute die Kinderchorarbeit weiter aus. Heute bieten insgesamt fünf aufeinander aufbauende Chorgruppen Kindern und Jugendlichen zwischen 4 und 21 Jahren eine musikalische Heimat.